Carmen K. Stern
Kein Menschenauge hat die Liebe je gesehen.
Keine Menschenhand sie je berührt.
Und doch war sie nie weg.
Was ist eigentlich Liebe?
Wie oft wird diese Frage gestellt? Und wie viele glauben, es jetzt schon ganz genau zu wissen.
Ich möchte auf diese Frage direkt mit meinem ganz persönlichen Erleben antworten in diesem Artikel. Ohne viel Theorie. Denn die Welt der sogenannten Esoterik und Spiritualität ist voll von Konzepten, Theorien und Anleitungen.
Das gesamte Menschendenken ist voller Hoffnungen, Vorstellungen und Befürchtungen diesbezüglich.
Doch kein Menschenauge hat sie je gesehen. Keine Menschenhand sie je berührt. Und doch war sie nie weg. Sie ist näher als nah. So habe ich keine Lehre und keinen Weg diesbezüglich anzubieten. Denn ich bin bei weitem nicht am Ende meiner Erforschung angekommen. Eher am ewigen Anfang seit meiner Geburt. Ich machte seitdem keinen einzigen Schritt. Doch brannte ich in diesem endlosen Ruhen lichterloh. Starb und wurde wiedergeboren,
scheiterte, wuchs, lernte, reifte und erstaunte immer mehr. Erkannte und erschrak. Begriff und wurde ergriffen. So wild und grob das Leben auch war, so gnadenlos es mir begegnete, so
voller Gnade war seine Kraft, die sich mir in jedem Augenblick, in jeder Erfahrung offenbarte als Liebe selbst. So unglaublich. So unvorstellbar. Sie lässt dich von jeglichem Glauben abfallen und offenbart sich als reine Kraft des Glaubens selbst. Sie zerbröselt dir jegliches Wissen und offenbart sich als reine Gewissheit selbst. Sie schleudert dich in die Zerstörung, entzieht dir den Boden deines Vertrauens und offenbart sich so als Urvertrauen selbst.
So wirkt die Liebe. Sie lehrte mich auch, dass Vertrauen nicht bedeutet, dass nichts Schlimmes geschieht, sondern dass Vertrauen der Stoff ist, aus dem ich gemacht bin. Wir alle. Alles. So ruhte ihr Lot in dem, was Stille ist und Licht. In einem unerschöpflichen Ozean des Friedens, der Ungeteiltheit und ohne Gegenteil.
Im Sanskrit wird das, was ich seit meiner physischen Geburt 1970 erleben durfte offensichtlich als Sahaja Samadhi benannt. Unergründlich weshalb. Warum auch immer? Wie sollte auch echte Lebendigkeit ein Ende haben oder einen Grund? Ist sie nicht Sinn an sich. Grundlos und unbegründet? So bin ich also nicht mit dem Löffel der Weisheit zur Welt gekommen, voll mit Konzepten und der Last eines Auftrages einer Lehre. Eher Lichtjahre entfernt davon.
Die Gnade, das Potential der Realisation als Grundlage, Zuhause und als größte Ressource in mir zu tragen, aus Dem geschöpft zu werden und selbst schöpfen zu können, bedeutet nicht, sich als vermeintlich spontan, natürlich Erleuchtete auf vertrockneten Lorbeeren auszuruhen. Es bedeutet auch nicht, eine Lehre zu verkünden und einen Weg anzupreisen. Es bedeutet als allererstes sich selbst unermüdlich als
Schüler des Lebens zu erfahren und das Durchschaute und Durchwirkte umzusetzen. Es durfte einfließen in alle meine Tätigkeiten.
Ob als Krankenschwester in meinem früheren Beruf, als Mutter, als Autorin und Lyrikerin, als Malerin, in jedes Gespräch, in jede Beratung, in jede Begegnung. Es bedeutete für mich auch das Gegenteil davon, ein leichtes Leben zu haben. Was sich mir als Liebe, erschreckend und zutiefst erleichtert offenbarte, ist jenseits von Gut und Böse. Die Person steht in dieser Realisation nicht im Scheinwerferlicht. Sie ist, so möchte ich sagen fast unerheblich und eine Vorübergehende. In meinem Erleben kann es im sogenannten Natürlichen Zustand keinen Personenkult geben. So ist man Lernende und Lehrende gleichermaßen. Es gibt kein Gefälle. Das habe ich jedoch erst nach langer Zeit so entdeckt. Und es hat viele, viele Jahre gebraucht, bis ich Worte dafür hatte. Auch für das was Liebe ist. Denn für mich war es ja normal das Leben so zu erleben. Im Natürlichen Zustand. Denn für die Welt mochte es so aussehen, wie ein schweres Leben, ein schweres Schicksal.
Da ja der Mensch immer nach Erlösung sucht, nach Propheten, nach einem Messias. Einem Führer. Nach einem Endzustand, der vermeintlich ewigen Frieden zu Lebzeiten verspricht. Einem Bild von Erleuchtung und Freiheit. All das entspringt der Angst und der Begrenztheit eines menschlichen Denkens. Wir sind alle beschränkt. Wir haben alle Angst. Wie erleuchtet sich auch Jemand darstellen mag. Das Irrlicht und der Irrtum scheinen endlos zu sein als Teil des Lebensspiels. Damit wir zeitlos wach sind und aufmerksam. Für uns selbst und lebendige Erkenntnis. Kein Endzustand. Keine Hoffnung, keine Befürchtung. Liebe gewöhnt dir das ab, wenn sie dich ergreift. Mein Leben schien da für viele eher abschreckend gewesen zu sein, das konnte keine Liebe sein. Da konnte kein Friede herrschen.
Der Natürliche Zustand, der nicht durch Übung zu erreichen ist, sondern nur durch lebendige, gegenwärtige Erkenntnis und Wertschätzung der Einfachheit kennt kein Bild und keine Vorstellung. Er ist der klare Spiegel für alle Ebenbilder des Lebens. Er ist Quelle selbst, die nichts Duales hervor bringen kann. Konzepte und verstaubte Theorien oder gar starre Unlebendigkeit fühlen sich in seiner Näher äußerst unwohl. Nun ja. Lebendigkeit macht also den Menschen offensichtlich Angst. Liebe macht Angst. Das was sie wirklich ist. Und ich verstehe das. Sie fühlen, da ist eine Kraft, vor der Respekt zu haben gut ist. Denn sie spricht vom ganzen Leben. Von dem was alles umfasst und Dem, was einzige Ursache für all das ist. Das ist groß. Sehr groß. Unermesslich groß. Es sprengt alle Konzepte einer sogenannten Spiritualität, denn es ist Begeisterung selbst. In einer Qualität, die wilder, unvorstellbarer und unkontrollierbarer nicht sein könnte. So war in meinem Leben seit Geburt an jene Qualität, die ich nur als Liebe erleben konnte. Und heute auch im Rückblick durch alles hindurch, durch alle Himmel und Höllen meines Lebens nur als Liebe zu benennen ist. Sie war mein Toröffner ins Paradies. Ja, das Tor selbst. Aus ihr kam alles und sank in sie zurück. Sie war Dreh- und Angelpunkt. Grundlage. Mitte und Lot. Quelle. Doch nicht dass nun geglaubt würde, das wäre es dann gewesen. Und ich hätte alles gewusst. Oh nein. Ausgestattet mit der Kraft dieser Ressource, dieser Gnade ging es sozusagen rund. Es war ein Ringen. Das Leben überraschte mich wieder und wieder. Forderte mich heraus. Keine Chance in einer Vorstellung von Liebe zu verweilen und zu verstauben.
Unermüdlich offenbart es mir - Liebe.
Unermüdlich offenbarte sie sich mir. Im wachen Augen Blick. Im off´nen, geklärten Herzen und im reinen Geist. Im tiefsten Schatten wie im Licht. In grausamer Gewalt ebenso wie in der Zärtlichkeit. Im glühenden Hass, wie in warmer Freundlichkeit. In meiner tiefsten Todesangst ebenso wie in sorgloser Leichtigkeit. Im unheilbaren, starken körperlichen Schmerz ebenso wie in transzendenter Schmerzfreiheit. In nackter, kalter Einsamkeit und erlebbarer Geborgenheit mitten im Kreis von lieben Menschen.
Sie gab mir alles. Alles wonach ich gefragt hatte oder was als Bitte offensichtlich tief in mir schwang ohne dass ich es noch wusste. Sie nahm mir alles und noch mehr. Führte mich an meine wundesten Punkte und häutete mich. Sie machte mich nackt bis auf die Seelenhaut. Sie kostete mich alles. Nahm mir alles was ich liebte und manchmal, manchmal bekam ich es in Wundersamer Weise verwandelt zurück. Wieder und wieder. Warf mich jenseits und zeigte mir was sie war in allem. Sie verzauberte mich durch die Wahrheit und entzauberte alle Täuschung. Sie riss mir die Schleier von bedingten Augen und hebelte mir alle Balken aus, die es gab. Ihre Gnade kannte kein Ende, denn sie wurzelte mich Hier in mir, in ihr. In Dem, wo Absolutes und Relatives nicht verschieden sein kann. Sie brachte nie Trennung oder Dualität hervor, doch erleuchtete die gesamte Bandbreite ihrer Schöpfung, samt ihrer Polarität. Ich sah das Gute und dem Bösen ins Gesicht. Ich wurde zu ihr und erlebte mich selbst als dunkelster Schatten. Sie wandelte die Form und lehrte mich die Natur der Dinge in allem zu erkennen. Hier konnte ich immer wieder frisch staunen und mich nur für diesen einen Moment berührend umhauen lassen von der Wucht der Liebe. Ihrer Schönheit. Ihrer Kraft. Ihrer Weisheit. Ihrer Intelligenz. Ihrem Gesetz. Ihrer Strenge, ihrer Güte, ihrer Gnadenlosigkeit. Oh ja, das Gesetz der Liebe hütet die Ordnungen des Lebens. Es spricht von Grenzen und Grenzenlosigkeit. Es spricht von Freiheit und eingebunden sein. Es spricht von Schmerz und Freude. Es spricht von Enttäuschung und Erkenntnis. Es spricht von Scheitern und Lernen. Von Stagnation und Wachstum. Von Vergehen und Reifung. Von Tod und vom Leben. Es offenbart den Hass und den Schatten und das, was er ist. Es klingt von Mangel und Reichtum. Es zeigt uns die Armut der Täuschung und die Fülle der Wahrheit. Spiralförmig tanzt uns Liebe durch das Leben, durch das Spiel unserer Erkenntnis. Zutiefst persönlich und erhebend unpersönlich. Fragst du nach Liebe wirst du das ganze Leben schmecken. Sie wird dich an sich binden, bis du untrüglich und konstant in ihr wurzelst. Bis du sie geworden bist. Sie wird dich zermalmen und zerschlagen zum Frieden. Sie wird dich brennen und formen und auflösen und verschlingen und dich als Einfachheit zurücklassen. Indem du sie wirst und realisierst mehr und mehr was Liebe ist, ohne es jemals in Gänze wissen zu können, wird sie dich in deinem ganzen geworfen sein tiefer und tiefer wurzeln. Sie wird dich fest binden und halten, so dass du frei sein kannst. So frei wie sie. Bis deine enttäuschten und wach werdenden Augen aushalten was sie sehen. Bis klarer und klarer und vor allem für dich erlebbar wird, welche Herrlichkeit und welchen unermesslichen Reichtum Liebe verkörpert. Ihren Glanz, ihrer Schönheit, ihrer Macht zu entdecken heißt, sie zu nehmen. Weil sie dich ergriffen hat und dich genommen hat. Ist sie deine Meisterin wirst du das Ganze schmecken und in deinem Schmecken unermüdlich und unendlich erkennen, wer du bist. Worin du wurzelst. Was diese Wurzel ist. So nennst du es noch Liebe und Frieden und Stille, doch schon währenddessen öffnet sich auch dieser Grund und lädt dich ein zum freien Fall ins Wunderland. Ins Namenlose. Der Quelle, dem Zuhause der Liebe.
Von Herzen
Carmen Katharina Stern
Carmen K. Stern
arbeitet als freie Autorin, Lyrikerin und Malerin und unterstützt Menschen seit 1999 in eigener Praxis in der ganzheitlichen Realisation ihrer Wahren Natur und ihres ursprüng-lichen, natürlichen Bewusstseinszustandes.
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