Dagmar Hellriegel

Liebe ist vergleichbar mit Schokoladentorte.

 

Liebe ist vergleichbar mit Schokoladentorte. Schokoladentorte? Ich sehe schon einige Leser fragend die Stirn runzeln.

Die Idee kam mir, als ich mich neulich mit einer Freundin in einem sehr eleganten Café getroffen habe, einem Ort der feinsten Torten und köstlicher Konditorwaren. Und dort gab es dann diesen Traum von Schokoladentorte. Ich bestellte ein Stück und bis die Torte kam plauderte ich mit meiner Freundin und malte ich mir insgeheim 

natürlich schon aus, wie sie wohl schmecken würde. Dabei griff meine Erinnerung ganz selbstverständlich auf all die vielen Schokoladentorten zurück, die ich je gegessen hatte. Und das waren viele im Laufe meines Lebens, denn ich liebe Schokokuchen! 

Und dann war sie da ...Einfach köstlich, wie ihre Konsistenz beim ersten Bissen auf meiner Zunge zerschmolz. Aber da war auch noch etwas anderes, unter der Schokolade war eine hauchdünne Marzipanschicht, die dem Ganzen eine eigene und ganz neue Note gab.

 

Auch in der Liebe wählst du aus dem Buffet der vielen Möglichkeiten den einen besonderen Menschen. Worauf deine Wahl fällt, bestimmt oft das Gesetz der Anziehung. Auch hier gibt es die Vorfreude auf die neue Beziehung, die ebenfalls geprägt wird von den Erfahrungen, die du in deinem Leben mit der Liebe gemacht hast. Die neue Liebe lässt dich auch hier jeden Augenblick besonders intensiv, mit allen Sinnen, genießen. Oft entdeckst du dann mit der Zeit beim Anderen überraschende Eigenschaften, die dir gänzlich neue Erfahrungen schenken. Egal ob Tortenstück oder Liebesbeziehung, die neue 

Erfahrung aktiviert all unsere Sinne, Empfind-ungen von Glück und beseelt uns. Letztendlich 

geschieht all dies ausschließlich in unserem 

Inneren.

 

Aber es gibt bei der Liebe etwas, das über den Vergleich mit der Torte hinausgeht. 

Philosophisch betrachtet unterscheiden wir 

zwischen Agape und Eros und Philia. Die freundschaftliche, vertrauensvolle Beziehung zwischen zwei Menschen steht bei Philia im Vordergrund, während bei Eros das Begehren und die körperliche Anziehung eine wichtige Rolle spielen. Agape wird als die wohlwollende, selbstlose Beziehung und damit die höchste Form der Liebe angesehen. So findet man das im Internet. Was allen Formen der Liebe zu eigen ist, sind immer Empfindungen, die wir in uns wahrnehmen und auch in uns aktivieren können. Genau genommen ist die Begegnung im Außen immer nur der Anlass für die Liebe in uns.

Der besondere Zauber der Liebe liegt für mich in der Öffnung meines eigenen Herzens, dem Fühlen. Eine Energie, die sich in mir ausbreitet durch die Freude, Verbundenheit und Leichtigkeit, die mich emporhebt und mein Leben strahlen lässt. Konkret sichtbar auch für andere, die mich dann erstaunt fragen: Bist du verliebt? 

Du strahlst ja so.

Zur Liebe gehört immer auch eine Ebene des tiefen Vertrauens zueinander und der Geborgenheit. Diese Kraft, die uns nährt und beflügelt und ihren Widerhall in der Liebe des anderen findet. Wer liebt, weiß um Höhen und auch Tiefen und wächst und reift an dem Erlebten. Da gibt es kein: was springt da für mich raus, wenn ich mich darauf einlasse? Das wäre keine Liebe, sondern ein Kuhhandel.

Es ist das Wagnis sich zu zeigen und auch dem Anderen, Fremden offen zu begegnen. Sein Herz zu öffnen, den Panzer abzulegen und sich in seiner Verletzlichkeit zu zeigen. Und auch das Wesen des Anderen als etwas sehr Kostbares anzuerkennen. Indem ich dem Anderen mit Ehrerbietung, Gelassenheit und Mitgefühl begegne, lasse ich meine Wertung über ein „So sollte es sein „ hinter mir. Ich erlaube dem Anderen anders zu sein, als ich erwarte. Da kann sich auch die Marzipanschicht in der Schokotorte des Lebens zeigen.

 

Das wichtigste Element in der Liebe ist für mich die Brücke von Herz zu Herz, die durch das Vertrauen und die wertschätzende Kommunikation miteinander entsteht. Wer zuhört kann sich in den Anderen hinein versetzen und fühlt, wie es dem Anderen geht. Und weiß, dass er auch selbst gehört wird. Diese Liebe bekommt Tiefe und wird tragfähig, so dass Klippen des Lebens gemeinsam gemeistert werden können. Alte Wunden und Ungelöstes können sich zeigen und werden erlöst. Und jeder begegnet im Gegenüber auch immer sich selbst. Um das Miteinander in jeglicher Form der Liebe immer wieder aufs Neue anzuschauen und Konflikte im Alltag zu lösen, kennen die Hawaiianer das Ho’oponopono. Ho‘oponopono meint „etwas wieder in Ordnung, Harmonie bringen“. Zuhören, sprechen und Mitgefühl entwickeln. Es geschieht im Ho’oponopono dadurch, dass ich ...in die Schuhe des Anderen steige... Es ist ein gemeinsames Wachsen an den Konflikten des Lebens, das in Mitgefühl und in der Wertschätzung des Anderen die höchste Form der Liebe sieht.

 

So kann sich die Liebe immer wieder neu in ihrer schönsten Form entfalten. Und das ist es, was die erwachsene, reife Liebe ausmacht. Zum Segen für alle Beteiligten und deren Umfeld. Auch die Selbstliebe und ein feines Gespür für die eigene Marzipanschicht gehören natürlich dazu. Und ein Stück Humor, der alles leichter macht und uns die Freuden des Lebens genießen lässt.

 

Es lebe die Schokoladentorte. 

 

 

 

Dagmar Hellriegel lebt in Köln, ihr Buch „Heile dein Herz – Frieden finden mit Ho’oponopono“ beschäftigt sich mit Selbstliebe und Vergebung. Sie gibt Ho’oponopono-Workshops, Einzelsitzungen, ist intuitive Sängerin und Malerin.

 

Weitere Informationen auf 

www.licht-und-klangbilder.de