Marianne Wiliamson

Liebe ist das intuitive Wissen unseres Herzens.

 

Liebe wird nicht mit den physischen Augen 

gesehen, nicht mit den physischen Ohren 

gehört. Die physischen Sinne können sie nicht wahrnehmen. Liebe wird mit einem anderen Blick wahrgenommen. Metaphysiker sprechen hier vom Dritten Auge, esoterische Christen von der Vision des Heiligen Geistes und andere vom Höheren Selbst. Gleich wie wir es benennen, die Liebe verlangt eine andere Art des 

Sehens als die, die wir gewohnt sind – eine andere Art des Wissens oder Denkens. Liebe ist das intuitive Wissen unseres Herzens. Sie ist die Welt, nach der wir uns im geheimen alle sehnen. Fortwährend verfolgt uns eine uralte Erinnerung an diese Liebe und ruft uns zur Rückkehr. Liebe ist nicht materiell. Sie ist Energie. Sie ist dieses Gefühl in einem Raum, in einer Situation, in einer Person. Mit Geld ist sie nicht zu kaufen. Sex garantiert sie nicht. Sie hat nichts mit der physischen Welt zu tun, kann aber dennoch in ihr zum Ausdruck gebracht werden. Wir erfahren sie als Güte, Geben, Barmherzigkeit, Mitgefühl, Friede, Freude, Annehmen, Nichtver- urteilung, Verbundenheit und Intimität. 

 

Angst ist unsere gemeinsam geteilte Lieblosigkeit, unsere individuelle und kollektive Hölle. Sie ist eine Welt, die von außen und innen auf uns Druck auszuüben scheint und ständig falsches Zeugnis gibt von der Bedeutungslosigkeit der Liebe. Kommt die Angst zum Ausdruck, dann erfahren wir sie als Zorn, Mißbrauch, Krankheit, Schmerz, Gier, Sucht, Egoismus, 

Besessenheit, Korruption, Gewalt und Krieg. 

 

Die Liebe ist in uns. Sie kann nicht zerstört, nur verborgen werden. Die Welt, die wir als Kinder kannten, ist noch in uns begraben. Ich las einmal ein bezauberndes Buch mit dem Titel Die Nebel von Avalon. Die Nebel von Avalon sind eine 

mythische Anspielung auf die Geschichten von König Artus. Avalon ist eine hinter gewaltigen und undurchdringlichen Nebeln verborgene magische Insel. Solange die Nebel sich nicht 

teilen, gibt es keine Möglichkeit, den Weg zu dieser Insel zu finden. Aber die Nebel teilen sich nicht, solange Sie nicht glauben, daß die Insel dort existiert. Avalon symbolisiert die Welt 

jenseits der Welt, die wir mit unseren physischen Augen wahrnehmen. Es steht für ein 

wunderbares Gespür für die Dinge, das magische Reich, das wir als Kinder kannten. Unser kindliches Selbst ist der tiefste Aspekt unseres Wesens. Es ist das, was wir wirklich sind, und das, was wirklich ist, verschwindet nicht. Die Wahrheit hört nicht auf, die Wahrheit zu sein, nur weil wir sie nicht anschauen. 

 

Die Liebe wird nur von mentalen Nebeln verhüllt oder umschlossen. Avalon ist die Welt, die wir kannten, als wir noch mit unserer Weichheit, unserer Unschuld, unserem reinen Geist verbunden waren. Es ist die gleiche Welt, die wir auch jetzt erblicken, aber nur, wenn wir sie mit dem Wissen der Liebe sehen und sie auf sanfte Weise mit Hoffnung und Glaube und einem Sinn für die Wunder interpretieren. 

Wir können sie uns leicht wieder zugänglich 

machen, weil die Wahrnehmung eine Sache der Wahl ist. Die Nebel teilen sich, wenn wir glauben, daß Avalon dahinter liegt. Und das ist es, was man ein Wunder nennt: ein Sichteilen der Nebel, eine Wahrnehmungsverlagerung, eine Rückkehr zur Liebe.

 

Zitat aus dem Buch Rückkehr zur Liebe von Marianne Wiliamson

Goldmann Verlag