Als ich das Thema dieser Magazin-Ausgabe von 

Mariam zugeschickt bekam, musste ich erstmal laut lachen. Denn es ist genau, und zwar wirklich exakt genau das Thema, mit welchem ich mich im letzten Monat persönlich sehr intensiv auseinander gesetzt habe. 

Das ganze Jahr über war super viel los in meinem Leben; ich machte mein neues Album, schnitt 

Musikvideos und ging 2 Monate lang auf Konzert-Tour. Ich traf so viele wunderbare Menschen, besuchte Permakultur- und Lebenshöfe, lebte in der Natur, tanzte barfuß im Regen, sang, lachte und weinte und erlebte so viele, unzählige neue Eindrücke, dass ich danach noch einige Wochen brauchte um alles zu verarbeiten.

 

So viele Geschenke, so viele Wunder, so viel Liebe. Voller Dankbarkeit blickte ich auf die letzten 

Monate zurück und gleichzeitig war ich innerlich so aufgewühlt und beinahe unglücklich. 

Während ich über die letzten Monate so nachdenke, kommen mit grade tatsächlich Tränen in die Augen. Es ist nicht so einfach, mein Gefühl dazu in Worte zu packen. Einerseits die im Außen vorhandene Unfreiheit durch bekannte Faktoren und gleichzeitig der wohl freieste, wildeste und radikal lebendigste Sommer aller Zeiten. Voll von echter Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit. Und niemals habe ich die Existenz paralleler Realitäten deutlicher gespürt.

Wenn man lange auf Tour war ist es oft so, dass man danach zwar erfüllt ist aber auch eine große Leere in sich fühlt. Man denkt viel nach und ordnet sich neu. Das ist zwar teilweise anstrengend, aber auch unglaublich wichtig und wertvoll, weil man sich so wieder ganz neu (er)finden kann. Vielleicht verlierst du dich darin, doch auch diese Erfahrung kann sehr heilsam sein. 

 

Auf einmal begann ich also mich grundlegend zu hinterfragen, mein ganzes Leben anzuzweifeln. Welchen Sinn hat das alles? Ist es mein Weg, Musik zu machen? Oder gehe ich den Falschen, weil ich es einfach nur unbedingt will? Hat das mit der Musik überhaupt einen Sinn, wenn ich damit nur so 

wenige Menschen erreiche? Bin ich glücklich? Lebe ich überhaupt das Leben, das ich will oder lebe ich nur eine Illusion? Wer bin ich eigentlich? Ich stellte wirklich alles in Frage. Auch u.a. meine monogame Partnerschaft. Ich weiß, dass die Menschen erst 

einige hundert Jahre lang im monogamen Konstrukt leben und dieses Modell als „die Norm“ mit der Macht und dem Einfluss der Kirche entstand.

Ist das richtig? Was ist überhaupt „normal“ oder „natürlich“? Kann man das überhaupt über irgendetwas sagen oder ist nicht vielleicht alles eine individuelle Sache und Entscheidung? 

So viele Beziehungen scheitern und man trennt sich wieder. Ich will mich nicht trennen und ich liebe meinen Partner. Aber ich kann so nicht wirklich ganz ich selbst sein. Wenn ich etwas will, dann sind es Liebe, Freiheit und Lebendigkeit. Und: Mich nicht mehr limitieren, egal in welchem Bereich. Jede meiner Facetten leben und ausdrücken dürfen. Ganz authentisch, frei und echt.

Und ich habe keine Lust mehr, mich in irgendwelche Formen zu pressen von denen die Gesellschaft mir sagt, es seien die Richtigen. Alles loslassen,  was mich beengt und mich daran hindert wirklich meine wahrhaftige Essenz zu leben. Alte Konstrukte und Stukturen, die mir nicht mehr dienen, dürfen gehen. 

 

Schon immer hatte ich in mir eine sehr große Sehnsucht nach Frieden, Zusammenhalt und wahrer und echter Authentizität und Begegnung. Vermutlich auch ein Grund, warum ich Teil der Friedensbewegung wurde. Nun leben wir jedoch alle in einer Welt, in der diese Dinge kaum oder gar keinen Platz haben oder wirklich gelebt werden. Allein nur mal das Konkurrenzdenken. Das gibt es zwischen allen Menschen aber auch noch mal spezifischer unter Männern und Frauen untereinander. 

 

Wir vergleichen uns ständig und wollen der/die Beste, Coolste, Schönste usw. sein. 

Ich kann mich da gar nicht rausnehmen, auch ich verfalle manchmal in diese Muster, die ich so gerne schon so lange abgelegt hätte und denen ich mir aber auch bewusst bin. Ich will mich gar nicht vergleichen, will nicht in Konkurrenz zu meiner Schwester gehen, will mich nicht weniger wert oder geliebt fühlen, Angst haben weniger gut zu sein. Trotzdem habe ich manchmal diese Gefühle; Eifersucht, Selbstzweifel, Ängste und Schatten. Wir sind alle auf dem Weg, haben Prozesse, arbeiten an uns und entwickeln uns weiter. Transformieren.

 

 

Habe den Mut hinzusehen. Dich wirklich zu sehen und zu erkennen und Veränderungen zuzulassen. Fühle und denke nach, reflektiere, zweifle Dinge an und hinterfrage sie. 

Das ist wichtig, um zu wachsen und zu wandeln.

Es wäre meine Idealvorstellung, dass wir uns einfach alle echt und wirklich authentisch begegnen können - Frauen wie Männer - ohne Story, ohne Masken, Spielchen, Ego-Bestätigung oder Projektionen. Einfach echt und real. Und gleichzeitig weiß ich, dass auch mir das momentan noch nicht immer gelingen würde. 

Aber die Sehnsucht danach ist da. Liebe und Energie, die einfach fließen darf (auch sexuell), nicht missbräuchlich sondern ganz bewusst, achtsam und authentisch, das was wirklich da ist. Da sind wir vermutlich noch weit entfernt von als Gesellschaft.

Trotzdem wünsche ich es mir für uns alle und ich bin mir sicher, dass diese Zeit auch kommen wird. Der Sinn von all dem hier ist die Erfahrung. Zu leben und dich selbst zu erfahren in all deinen Facetten und Möglichkeiten. Also limitiere dich nicht länger und sei du selbst. 

Ganz und vollkommen, radikal frei und authentisch.

 

Morgaine

 

„Musik ist Liebe“. Das ist ihr Motto. 

Sie will berühren, und das gelingt ihr auch. Mit ihrer sanften, aber ausdrucksstarken Stimme erreicht sie das Innerste im Herzen und lässt uns (wieder) spüren.

 

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