Wenn man anfängt die Frage zu stellen „Wer bin ich eigentlich?“ beginnt eine abenteuerliche Reise, 

die Reise nach innen Es ist die älteste Frage des 

Menschen und die grundlegende Frage der 

Philosophie. Aber man findet die Antwort nicht durch Nachdenken oder Diskussion.

 

Bin ich meine Geschichte? 

Bildet sich daraus meine Identität? Aus den Gedanken? Oder bin ich das, was ich fühle? Bin ich meine Träume und meine Visionen? Zuerst glaubt man vielleicht, die Antwort sei leicht: Ich bin dieser Körper. Ich bin Klaus und dabei könnte ich noch mit dem 

Finger auf mich zeigen, auf meine Körpermitte. Aber ist nicht das Innere wichtiger, und was ist das?

 

Die Reise ist auf jeden Fall eine Reise nach innen. 

Ich entdecke Sinnesempfindungen, die Körperempfindungen, Gedanken, Bedürfnisse und Wünsche,

 Phantasien und dann die Gefühle. Und alles ändert sich, manchmal schnell. Für die Antwort kann ich all das erforschen, mich selbst immer mehr verstehen. Nicht Gedanken erforschen, sondern Erfahrungen mit meinen Gefühlen, Gedanken und Wünschen. Wenn ich mich dann durch die Angst hindurch dem Tieferen öffne, entdecke ich einen tieferen Raum. Einen Abgrund. Leere. Das Gefühl von Langeweile zeigt, dass einen diese Leere unruhig und nervös, 

die Bodenlosigkeit Angst macht. Aber ganz offensichtlich bin ich mit Gedanken, den Sinnen und den Gefühlen noch nicht am Ende angekommen. Ich bin, soweit kann ich es schnell entdecken, mehr als das. Erst wenn ich loslasse, kann ich tiefersinken in diesen Abgrund hinein, tiefer durch eine Enge hindurch, bis ich plötzlich in der Unendlichkeit lande. 

Es ist kein Landen, das ist eher wie ein Schweben oder Fliegen. Und auch das verschwindet, denn ich erfahre mich als die Unendlichkeit selbst, 

grenzenlos, als unendlich tiefen Frieden und gleichzeitig voller Glück. Und dann ist die Erkenntnis: 

Das bin ich. Tat Tvam Asi. Das bist du, wie es zum 

ersten Mal in den alten Veden seit Tausenden von Jahren heißt. 

 

Wenn du dich selbst als diese Unendlichkeit erfährst, dann weißt du, dass du die Antwort gefunden hast. Du bist zur Antwort geworden. Und dann erscheint es ganz eindeutig: Das erst ist die Wirklichkeit, die eigentliche Wirklichkeit. Und du vergisst es nie wieder. Du wirst zu dieser Wirklichkeit, das nennt man Erleuchtung oder das Aufwachen oder das Erwachen oder Satori oder Befreiung oder die absolute Wahrheit, wie die alten Griechen das nannten.

 

Viele sagen, die Erfahrung wäre nicht beschreibbar. 

Ich glaube, das stimmt nicht ganz. Jede Erfahrung ist eigentlich nur mitteilbar jemandem, der die Erfahrung kennt. Ich hab mal eine junge Frau, die sehr tief aufgewacht war, gefragt, was sie gerade erfährt. 

Und sie antwortet: Es ist still. Es ist doch immer Stille. Und ich: Ja, aber die Stille ist doch auch immer verschieden, manchmal nüchtern und eher ernst, ganz grenzenlos; dann wieder heiter und voller Glück, ein anderes Mal majestätisch... Ja, antwortete sie, das stimmt, so unterschiedlich würde sie es auch erfahren. Aber sie hatte vorher keine Worte dafür gefunden. Man kann sich austauschen über die 

Erfahrungen, und wenn dies jemand liest, der diese 

Erfahrung nicht kennt, der wird sie wahrscheinlich missverstehen, er wird es verbinden mit dem, was er kennt. Zu allen Zeiten, in allen Kulturen, ist der Mensch auf der Suche nach dieser tieferen Wahrheit und dem unzweideutigen Leben. Und immer wieder entdeckt er dasselbe: Leere, Liebe und Bewusstsein, oder wie es im 

indischen heißt: Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit – das ist die wahre Natur des Menschen. Auch du bist das. Das ist Erleuchtung, 

Aufwachen.

 

Ist der Weg anstrengend, da hinzufinden? Nein. Braucht er Leidenschaft und Engagement? Definitiv. Braucht er Zeit? Das weiß man nicht. Mal mehr, mal weniger, und die Vertiefung des Aufwachens dauert das ganze Leben. In meiner Arbeit, in meinen Retreats, Seminaren und Fortbildungen ist der Prozess zum Aufwachen so klar und so wirksam, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler aufwachen und es ist sichtbar: Aufwachen kann jeder und jede. Natürlich ist Erleuchtung ein Geschenk, man kann es nicht machen. Aber man kann sehr viel tun, um so völlig loslassen zu können, dass es geschehen kann. 

Den Atem und den Körper frei werden lassen. Dadurch richtig fühlen können. Sich mit der Vergangenheit auszusöhnen. Sich selbst und andere viel viel besser und tiefer verstehen. Seinen Ängsten begegnen. So habe ich „7 Schritte zum Aufwachen“ gefunden, seit 20 Jahren haben sie sich bewährt. Dazu ist eine innere Haltung nötig, sich selbst, den anderen und der Welt gegenüber, die bestimmt ist von Wahrhaftigkeit, Liebe, Freiheit, Hingabe. Der Weg zum Aufwachen führt gleichzeitig zu Lebendigkeit und Authentizität, führt gleichzeitig in das vollständige Leben.

 

Und was soll das Ganze hier?

Vielleicht ist ja die Realisierung dieses erfüllenden 

Lebens, vielleicht ist die Erleuchtung der eigentliche Sinn dieser Welt. Mir erscheint es so. Erleuchtung ist ja nicht etwas, was für zwei 

Wochen Ekstase bedeutet, sondern für das ganze Leben. Und sich auf eine aufregende und spannende Weise vertieft. 

 

Und für diese Welt war vielleicht die Schöpfungsidee, dass die Menschheit einen Weg findet, zusammenzuarbeiten, zusammen zu leben, in Liebe und Freude sich an all den schönen spannenden Möglichkeiten dieser Erde zu erfreuen. Wie es uns die Natur vormacht: Wildgänse fliegen ihre Reise im Herbst nicht alleine. Wenn die erste ermüdet, lässt sie sich ans Ende zurückfallen, und die nächste ist dran. Die Reichweite des Schwarms ist dadurch um 71 % höher, als wenn jede Ganz alleine fliegen würde! Wenn eine schlapp macht, lässt sie sich zur Erde sinken und zwei andere Gänse kümmern sich um sie. Sollten die Gänse schlauer sein als wir Menschen? Es sieht so aus.

 

Christian Meyer ist einer der bekanntesten deutschen spirituellen Lehrer.

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