Während ich Mariams Einladung lese, aufzuschreiben, wie mein spiritueller Weg verlief, muss ich schmunzeln. Ich wünschte, ich könnte meinem
früheren Ich Gelassenheit zusenden.
Denn die Erfahrungen, die ich für spirituell phantastisch hielt, waren nichts anderes als wunderschöne, pausenbringende Irrlichter – nichts Falsches, nur eben nicht das, was wirklich erleichtert.
Die tiefen Seen, das Trauma, das, wo ich nicht hingehen wollte, brachten mir schlussendlich so viel Licht.
Es fing mit meiner Sannyas-Mama an, die ich in alle möglichen Channelings, Reiki-Zentren, esoterische Buchläden und Baghwan-Sammelplätze begleitete. Dort entwickelte ich in all dem Chaos, dem Pathos und der Freiheitssuche auch eine tiefe Sehnsucht nach der bedingungslosen und friedlichen Wahrheit, die in Oshos Worten enthalten war.
Doch in der Pubertät vermischten sich mein Schmerz und die Spiritualität und ich wollte partout nicht als spirituelle Person gesehen werden.
Also wurde ich Heilpraktikerin und lernte Schmerztherapie. Bodenständig, ernst zu nehmen, weit weg von Esoterik.
Doch einer meiner Liebscher-Bracht-Kollegen war freier Christ. Unsere inhaltlichen Einstellungen waren sehr unterschiedlich: er war religiös und moralisch an die Bibel gebunden, doch um eines beneidete ich ihn zutiefst. Er gab seine Entscheidungen an Jesus ab und glaubte, dass er auf jemanden „dort oben“ vertrauen konnte, der gut ist.
Ich im Gegenzug wälzte mich nächtelang, um bloß keine falsche Entscheidung zu treffen.
Erst als sich Monate später in einer Hypnose-Ausbildung mediale Fähigkeiten öffneten, wurde mir bewusst, wie sehr ich in der Tiefe darum gebeten hatte, Zugang zum Göttlichen zu haben.
Der Zugang „nach oben“ war nun also offen und der Weg, dieses Licht in mein irdisches Leben leuchten zu lassen ist ein ewig fortschreitender.
Was mir dieser Zugang gab, der mir vorher gefehlt hatte, war weiterzugehen, auch wenn ich mich unglaublich fürchtete.
In meinem Channel bekam ich das Geschenk,
Menschen ohne Urteil sehen zu dürfen, bedingungslose Liebe zu fühlen und nichts zu wollen. Das gab mir das Vertrauen darin, dass Liebe das tiefste ist, auf das ich zurückfallen kann. Ohne dieses tiefe Sehen und Fühlen hätte ich wohl weiter meinen Ängsten mehr Vertrauen geschenkt, als meinem inneren Ruf.
Von da an waren jeder Mensch und jedes Tier mein*e Meister*innen. Die positiven Begegnungen gaben mir Nahrung auf meinem Weg, die negativ erlebten gaben mir Einsichten und Wissen über mich selbst, die mich wie Wegweiser immer neue Richtungen austarieren ließen.
Heute bin ich meinem natürlichen Selbst so viel näher, als noch vor 10 Jahren. Und ich weiß, in 10 Jahren werde ich das gleiche über heute sagen. Der spirituelle Weg war für mich viel mehr ein Weg der Erdung, ein Einlassen auf die Schwere und Unbeweglichkeit der Materie. Eine Akzeptanz für dieses Erdenleben, das uns geschenkt ist.
Ein Liedtext passt immer wieder in dieses Erleben in mir:
„Liebe wird aus Mut gemacht.“
Nena